Mai 2021

Trintatissonntag 30. Mai 2021

 

Ein stiller Sonntag, dieser Trinitatissonntag, nicht nur heute an diesem ruhigen, sonnigen Morgen. Ein Festtag, dessen Fest mitten in den Pfingstferien in kaum einer Kirche groß gefeiert wird. Ausgenommen in „Dreieinigkeitskirchen“ wie in Gostenhof. Da wird an diesem Tag die Kirchenweihe begangen.

 

Ja, was soll man denn an diesem Tag feiern? Gott, der Vater, Sohn und Heilige Geist? Die Dreieinigkeit oder Dreifaltigkeit, so in katholischen Gegenden. Wer soll das sein? Drei und doch eins? Ein theologisches Rätsel von und für Fachleute? Oder ein feministisches Ärgernis, ließe sich doch der Heilige Geist biblisch fundiert und berechtigt als Heilige Geistin bezeichnen! Von Anbeginn an: „Die Geistin (hebräisch: Ruach) Gottes schwebte über den Wassern … „(1.Mose 1,2)

 

Im Neuen Testament findet man kaum eine Geschichte oder Aussagen, die das Dogma der Dreieinigkeit belegen. Natürlich gibt es die ein oder andere Stelle, die nahelegen könnte, dass man zur Entstehungszeit der christlichen Gemeinden solch eine Vorstellung vom dreieinigen Gott kannte. Doch dafür braucht es ebenfalls ein spezielles Interesse. Den „normalen“ Bibelleser interessiert das nicht.

 

Im vierten Jahrhundert gab es heftige Auseinandersetzung, die zu gegenseitigen Verurteilungen, Verbannungen, Verfolgungen und zu Spaltungen in der nun staatlich geförderten Kirche führten. Auseinandersetzungen, die noch Jahrhunderte andauerten. Sehr oft war dabei die Machtfrage im Spiel. Ob die theologische (und politische) Lösung dieser Frage diese Opfer wert gewesen ist?

 

Erst 1334 wurde dieser Festtag von Papst Johannes XXII (im Exil in Avignon) als verbindliche Feier für die römisch-katholische Kirche festgelegt. Die orthodoxen Kirchen kennen ihn nicht. Da es bezüglich der Trinitätslehre keine Differenzen „mit Rom“ gab, wird das Fest auch in lutherischen Gemeinden gefeiert, wenn es denn gefeiert wird.

 

Diese geschichtliche Entwicklung hinterlässt gemischte Gefühle. Ein unbeschwertes fröhliches Fest werde ich an diesem Tag wohl nicht feiern können, eher ein nachdenkliches.

 

 

Montag, 31. Mai 2021

 

Der Trinitatissonntag folgt dem Pfingstsonntag. Sein Datum ist somit ebenfalls vom Termin des Osterfestes abhängig, das immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert wird. Je nach dem dauert die Trinitatiszeit unterschiedlich lang, maximal 24 Sonntage, beinahe ein halbes Jahr!

 

Die Sonntage nach Trinitatis haben keine eigenen Namen, sondern werden einfach durchnummeriert: 1. Sonntag nach Trinitatis, 2. Sonntag etc. In diesem Jahr zählen wir bis 21. Danach folgt das Reformationsfest am 31. Oktober. Bis zum Erntedankfest am ersten Sonntag im Oktober weist diese Zeit keine besonderen festlichen Höhepunkte auf.

 

Ein Grund weist zurück auf die Zeit, als der größte Teil der Bevölkerung auf dem Land und vom Ackerbau lebte. Da wurde rund um die Uhr gearbeitet um die Ernte rechtzeitig und unbeschadet einzubringen, auch sonntags. Kirchliche Hochfeste hätten diese kostbare Zeit unterbrochen und eventuell einen Teil der Ernte gefährdet. Das wiederum hätte Auswirkungen auf die Vorratshaltung für den Winter haben können.

 

Uns ist heute nur selten bewusst, wie unser Kalender – und das heißt unser Zusammenleben - bis heute von den Rhythmen der Jahreszeiten und damit auch von Aussaat und Ernte geprägt wird.

 

Da wir in unseren Supermärkten fast alle Produkte aus aller Welt beinahe jederzeit zur Verfügung haben und günstig kaufen können, wird uns selten klar, dass dieser scheinbar selbstverständliche Zugriff auch in unserer industriell geführten Landwirtschaft von den weltweit klimatischen Verhältnissen abhängig und damit permanent gefährdet bleibt.

 

Missernten aufgrund starker sommerlicher Hitze und/oder plötzlicher Starkregen werden wahrscheinlicher. Lebensmittel, die unserem Genuss dienten, könnten so plötzlich wieder zu knappen Überlebensmitteln werden!

 

Im Grunde könnten wir jeden Sonntag der Trinitatiszeit als ein kleines Erntedankfest feiern. Vielleicht keine schlechte Idee sich in dieser Zeit einen Kalender an den Kühlschrank zu hängen, der anzeigt, wann welche Frucht, welches Gemüse oder Getreide gerade geerntet wird.


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