24. - 30. September 2021

Freitag, 24. September 2021

Den Namen Mercedes kennen wir in den nicht spanisch sprechenden Ländern nur als den einer Automobilmarke. Ich erinnere mich dunkel an ein altes Kinderbuch, das vor allem den legendären „Silberpfeilen“ ein hymnisches Denkmal setzte, wo ich erstaunend erfuhr, dass der Name auf die Tochter eines Geschäftspartners(?) der Daimler-Motoren-Gesellschaft zurückgehen soll. Inwieweit ich mich zu Recht erinnere, mag ich jetzt nicht nachforschen. Mich interessieren Autos nicht sonderlich. Aber Legenden gibt es auch in der scheinbar so sachlichen Geschäftswelt. Vielleicht da sogar noch mehr?

Im Übrigen gefällt mir dieser spanische Vorname klanglich sehr gut. Er wird anscheinend oft mit Maria kombiniert und bedeutet dann: Maria voll der Gnaden.

Der 24. September 1883 ist der Todestag der seligen Mercedes de Jesús Molina y Ayala, die in Ecuador lebte. Sie stammt aus einer Familie von Großgrundbesitzern, verliert aber ihre Eltern schon sehr früh. Damals ja auch keine Seltenheit. Anstatt zu heiraten, widmete sie sich der Arbeit mit Waisenkindern. Eine ihrer Tanten hatte ein Waisenhaus gegründet. In ihrer Frömmigkeit orientierte sie sich an der ecuadorianischen Mystikerin und Heiligen Mariana de Jesús Paredes y Flores, die nur 27-jährig 1645 möglicherweise an der Pest verstarb. (siehe Heiligenlexikon)

Zwischenzeitlich wirkte sie als Missionarin – an einer Missionsstation der Jesuiten - im Amazonasgebiet, wo das Volk der Shuar lebt. Heute müssen sich die Shuar, wie viele andere indigene Stämme, gegen den Raubbau durch internationale Unternehmen in ihren Siedlungsgebieten zur Wehr setzen unddrohen dabei kriminalisiert zu werden und letztendlich den Kürzeren zu ziehen.

Im letzten Lebensjahrzehnt gründete Mercedes eine eigene Kongregation, die sich wiederum vorrangig den Waisenkindern widmete, vor allem den Mädchen. Ihr Gedenktag ist der 12. Juni.             

 

 

Samstag, 25.September 2021

Dorthin wollte ich schon lange fahren oder sollte ich sagen: pilgern? Die Bruder-Klaus-Feldkapelle bei der Ortschaft Mechernich-Wachendorf scheint nicht nur architektonisch ein einzigartiges Bauwerk zu sein. Auf einer Feldflur abseits vom Ort gelegen ragt eine Art Turm, bestehend aus 112 Fichtenstämmen innerhalb einer Betonschalung, in den Himmel. Der Bau wurde von einem ansässigen Ehepaar initiiert aus Dankbarkeit für ein erfülltes Leben, ausgeführt von dem renommierten Schweizer Architekten Peter Zumthor. Ich bin anscheinend doch keine Pilgernatur und so habe ich mich bisher noch nicht dorthin auf den Weg gemacht.

Ich kenne das Bauwerk nur von Fotos aus dem Internet. Aber selbst in diesem Medium finde ich den Anblick von der Ferne oder auch aus dem Inneren in den schmalen Himmelsauschnitt faszinierend und in die Stille führend. Es wirkt irgendwie „fokussierend“.

Niklaus von der Flüe (1417 bis 1487), dessen wir heute gedenken, wird bezeichnet als „ein einflussreicher Schweizer Bergbauer, Soldat, Einsiedler, Asket und Mystiker. Er gilt als Schutzpatron der Schweiz und wurde 1947 heiliggesprochen.“ Er verließ im Alter von 50 Jahren – mit Einverständnis seiner Frau – seine Familie um sich als Einsiedler zurückzuziehen. Er lebte aber weiterhin in ihrer unmittelbaren Nähe.

Wie viele andere Mystiker*innen wurde der ausdauernde Beter zu einem gesuchten Ratgeber, der in Kontakt mit Politikern aus ganz Europa stand. Mystik und Politik scheinen doch häufiger zu kooperieren, als das gemeinhin für möglich- oder auch für nötig- gehalten wird. Maßgeblich gilt sein Einfluss auf das Zustandekommen des Stanser Verkommnis 1481, wodurch das Auseinanderbrechen der Eidgenossenschaft verhindert worden sein soll.

Niklaus von der Flüe empfing – ähnlich wie Hildegard von Bingen – viele Visionen. Umstritten ist, ob das bekannte Sachsler Meditationsbild auf den Heiligen selbst zurückgeht und wie es zu interpretieren ist. Zweimal wurde es von Misereor als Hungertuch-Motiv verwendet.

 


Sonntag, 26. September 2021

Heute findet die Bundestagswahl statt. Mit Spannung werden die Ergebnisse erwartet. Gestern ist bereits in Island gewählt worden.

Heute wäre auch der Europäische Tag der Sprachen, der aber wohl kaum von jemandem wahrgenommen werden wird. Er wurde 2001 im Europäischen Jahr der Sprachen, an das ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann, eingeführt. Mit dieser Initiative des Europarats soll die Mehrsprachigkeit gefördert werden.

Die Heiligen des Tages wären: Kosmas und Damian, Eugenia, Antonio Herrezuelo und Leonor de Cisnere. Das Heiligenlexikon präferiert heute Kaspar Stanggassinger, einen Priester des Redemptoristenordens. Allerdings kein gebotener Gedenktag.

Kosmas und Damian sind mir schon mehrfach begegnet. In Essen, wo meine Schwiegereltern längere Zeit lebten, werden sie als Stadtpatrone verehrt. Der dortige Domschatz bewahrt Reliquien von ihnen. Die Klosterkirche von Weltenburg, in deren Nähe ich mit meiner Familie zehn Jahre verbrachte, wurde von den berühmten Asam-Brüdern ausgestaltet, deren älterer Cosmas Damian genannt wurde.

Die beiden in der Nähe von Damaskus geborenen Brüder Kosmas und Damian wirkten im 3. Jahrhundert in Kilikien (im Süden der Türkei) als Ärzte. Ihnen soll sogar eine Beintransplantation gelungen sein. Natürlich werden sie deswegen bis heute als Patrone der medizinischen Berufe, aber auch vieler anderer Professionen verehrt. Interessanterweise zählen sie zu einer Gruppe von Heiligen, die die heiligen Geldverächter genannt wurden, weil sie ihre armen Patienten- und das dürften nicht wenige gewesen sein – umsonst behandelten.

Kosmas und Damian erlitten das Martyrium während der Christenverfolgung unter Kaiser Domitian.

Mir ist leider nicht bekannt, welche Heiligen für einen „guten“(?) Ausgang der Wahlen anzurufen sind. Kosmas und Damian sind dafür ziemlich sicher nicht zuständig. 
Montag, 27. September 2021

Ich habe großen Respekt vor dem, was Vinzenz von Paul (1581-1660) in seinem Leben durchgemacht und dann erreicht hat. Zunächst scheint er eher so eine Art Scheinheiliger gewesen zu sein. Schon mit 19 wurde er zum Priester geweiht, fand dann aber keine Pfarrstelle. Offenbar hatte er es auf einen einträglichen und bequemen Job abgesehen, sich stattdessen aber verschuldet. Auf der Flucht vor den Gläubigern wurde er von Seeräubern gefangen und als Sklave verkauft.

1608 konnte er nach Paris zurückkehren. Hier erlebte er, durch die Begegnung mit den Armen und einer Gruppe von gemeinschaftlich lebenden Priestern, eine Wandlung. So schildert das Heiligenlexikon seinen weiteren Werdegang: „1617 wurde er Pfarrer in Gannes bei Beauvais, bald darauf in Châtillon-les-Dombes - dem heutigen Châtillon-sur-Chalaronne. Hier gründete er noch im selben Jahr die erste Confrérie des Dames de la Charité, die Bruderschaft der Damen der Liebe, eine caritative Frauenvereinigung, die sich um Arme und Kranke sorgte. Der Ruf dieses sich im Dienst der Menschen verzehrenden Mannes verbreitete sich schnell. In immer mehr französischen Städten entstanden Bruderschaften der Nächstenliebe. 1621 folgte die Gründung der Laiengemeinschaft für Männer, die Serviteurs des pauvres, die Diener der Armen.“

Wichtig wurde noch die Freundschaft mit Franz von Sales und Johanna Franziska de Chantal. 1625 gründete er die „Kongregation der Mission“, heute Vinzentiner genannt. Bald darauf auch eine weibliche Gemeinschaft. Was Vinzenz von Paul dann noch alles gründete, kann ich gar nicht aufzählen, ebenso wenig die vielen Hilfswerke und Hilfsaktionen für Menschen in akuter Not. Er bewahrte wohl Tausende vor dem Hungertod und dem Abgleiten ins absolute Elend! Wenn man bedenkt, mit welch bescheidenen Mitteln und unter welchen Umständen das damals geleistet wurde, kann man sich nur wundern, wie das ein Mensch zustande bringen konnte. Und wie er es geschafft hat, so viele Menschen zu motivieren, ihr ganzes Leben diesen Hilfswerken zu widmen. Das, finde ich, ist ein wirkliches Wunder!

Vinzenz von Paul gilt als der Begründer der neuzeitlichen Caritas.

 

 

Dienstag, 28. September 2021

Dank der katholischen Nachbargemeinde kenne ich inzwischen die Heilige Lioba (700 oder 710 bis 782). Sie wirkte an der Seite von Bonifatius (siehe 5. Juni) als Missionarin und Äbtissin in Tauberbischofsheim. Ihre Mutter war mit dem tatkräftigen Missionserzbischof verwandt. Erstaunlich wie aus dem gerade zwei Generationen alten angelsächsischen Christentum ein so energischer Impuls zur Weiterverbreitung des neuen Glaubens entsprang!

Lioba war das einzige Kind der adligen Eltern aus Wessex. Die Legende sieht sie schon als Ungeborene Gott versprochen. Bereits mit sieben Jahren wurde sie einer benediktinischen Klostergemeinschaft übergeben. Sie scheint dort eine umfassende – auch theologische – Bildung erhalten zu haben. Danach lebte sie als Nonne und Lehrerin in verschiedenen Klöstern.

Im Jahr 735 folgte sie dem Ruf Bonifatius ins Frankenreich. Er übertrug ihr das Amt der Äbtissin in (Tauber-)Bischofsheim. Das Kloster entwickelte sich zu einem bedeutenden Bildungs- und Kulturzentrum in der weiteren Region. Sie förderte die Bildung der Frauen und ermutigte sie zu aktiver Missionsarbeit. Das frühe Mittelalter scheint ein freizügigeres Leben erlaubt zu haben, als wir uns das heute vorzustellen vermögen. Auch Lioba hatte Zugang zu den höchsten politischen Kreisen und wurde dort offenbar als Beraterin geschätzt. Solchen einflussreichen Frauen sind wir jetzt schon mehrfach begegnet.

Nach dem Tod des Bonifatius, der sie zusammen mit anderen zu seiner Nachfolgerin bestimmte, scheint ihre Position angefochten worden zu sein. Sie wurde jedenfalls nicht, wie Bonifatius es vorsah, bei ihm in Fulda in seiner Gruft bestattet. Später wurden ihre Reliquien mehrfach umgebettet und schließlich aufgeteilt. Lioba, die auch einige Wunder gewirkt haben soll, wurde bald als Heilige verehrt.

Betrüblich, dass Lioba, wie manch andere Heilige, nach dem Tod zum (machtpolitischen) Spielball scheinheiliger Interessen werden musste.

 


Mittwoch, 29. September 2021

Leider kann auch in diesem Jahr die Michaelis-Kirchweih in Fürth nicht stattfinden, da Großveranstaltungen dieser Art wegen der Corona-Einschränkungen weiterhin untersagt bleiben. Ich persönlich bin kein fleißiger Kirchweih-und Volksfestbesucher, aber die Kärwa in Fürth macht da eine Ausnahme. Gerade weil sie nicht auf einem besonderen Festgelände veranstaltet wird, sondern mitten in den Straßen der Stadt. Diese Atmosphäre empfinde ich als einzigartig.

Engel treten in der Bibel nicht sonderlich zahlreich auf, auch der oberste aller Engel Michael nicht. Das prophetische Buch Daniel kennt ihn als Schutzengel des Volkes Israel. Die Offenbarung des Johannes schildert (sehr knapp!) den dramatischen Kampf des Engels mit dem Drachen, den Satan, der schließlich von Michael auf die Erde hinabgestoßen wird. In der außerbiblischen Tradition spielt der „Fürst des Lichts“ eine wesentlich größere Rolle.

Der Drachenkampf wird zu einem beliebten Motiv in der bildenden Kunst. Natürlich schuf auch Albrecht Dürer einen beeindruckenden Holzschnitt. Sein Attribut ist das Schwert oder die Waage, mit der er die Seelen am Jüngsten Gericht wägt, ob ihr Gewicht sie bereit für den Himmel sein lässt oder in die Tiefen der Hölle hinab zieht!

Michael, einer der vier Erzengel, gilt auch als Patron Deutschlands. Nicht herausfinden konnte ich, wann und wie er zu diesem „Amt“ gekommen ist. Wer benennt denn den Schutzpatron eines Volkes? Oder wird hier des Volkes Stimme gehört? Was bedeutet das für die Menschen Deutschlands? Wie tritt der Erzengel hier in Erscheinung? Wird er in bestimmten Notlagen des Landes durch einen Gottesdienst um Hilfe gebeten? Warum ausgerechnet den mit dem Schwert bewaffneten Michael? Und z.B. nicht die sich um die Armen sorgende Elisabeth von Thüringen oder Mechthild von Magdeburg mit ihren erotischen Visionen? Hätte sich die deutsche Seele dann anders entwickelt?

Eine andere Frage betrifft den Zusammenhang mit der Karikatur des deutschen Michel, der mit seiner Schlafmütze das genaue Gegenbild des heldhaften Engels darstellt? Stellen die beiden die berühmten zwei Seiten der Medaille dar? Fragen über Fragen! 
Donnerstag, 30. September 2021

Auch mit dieser Darstellung hat Albrecht Dürer wieder ein Referenzwerk geschaffen. Ich mag besonders den Titel „Der heilige Hieronymus im Gehäus“, ein altertümliches Wort für Haus oder Stube oder Studierzimmer, wie ich mich aufklären lasse. Es hat irgendwie etwas „Bergendes“, etwas „Umfassendes“, etwas, das einen beruhigt sein lässt. Der Kupferstich Dürers versammelt eine Menge Symbole, die auf das Werk und die Person des Hieronymus verweisen. Warum sich ein Löwe in dem Studierzimmer befindet, lässt sich hier nachlesen: https://www.heiligenlexikon.de/Legenda_Aurea/Hieronymus.htm

Ja, da sitzt er ganz hinten in seinem Gehäuse in Bethlehem, der fleißige Gelehrte, studiert die Schrift und viele andere Schriften, erklärt und klärt auf mit seinen Abhandlungen und Traktaten und pflegt unermüdlich eine rege Korrespondenz mit interessierten und interessanten Menschen aus aller Welt, naja zumindest mit der damaligen Mittelmeerwelt. Besonders beliebt war seine Bekanntschaft bei römischen Damen aus der besseren Gesellschaft, die ihn als Seelsorger schätzten. Tatsächlich wurden einige von ihnen heiliggesprochen.

Hieronymus stammte aus der römischen Provinz Dalmatien (das ehem. Jugoslawien). Er absolvierte sein „Studium“ in Rom, nach verschiedenen Stationen, unter anderem als Eremit in Syrien, lernte er Griechisch und Hebräisch in Antiochien an der Südküste der Türkei, bis er sich schließlich dauerhaft in Bethlehem niederließ. Eine Art Weltbürger der Antike.

Einen Meinungsstreit mit ihm zu beginnen, konnte unangenehme Folgen haben. Auch die Heiligen waren nicht immer so gelassen und voller Seelenruhe, wie man sich das gerne vorstellt. Die superbia (Hochmut, Eitelkeit) ist eine der am schwersten in den Griff zu bekommende Todsünde.

Seine maßgebende Übersetzung der Bibel aus den Ursprachen ins Lateinische – die sogenannte Vulgata - sicherte dem Hieronymus seine bleibende Bedeutung und den Rang eines Kirchenlehrers. Bis zum 2. Vatikanischen Konzil blieb sie die Grundlage für die lateinische Liturgie des römisch-katholischen Gottesdienstes.


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