18. - 24. Februar 2022

Freitag, 18.2.2022

Martin Luther war kein Heiliger! Aber er wurde ziemlich bald verehrt und auf den Sockel gestellt. Die meisten (heroischen) Lutherdenkmäler dürften gegen Ende des 19.Jahrhunderts bis in die 20iger Jahre des Zwanzigsten aufgestellt worden sein. Zu dieser Zeit avancierte Martin Luther zu einer Art (preußischen) Nationalheld. Zu Martin Luthers Todestag hat sich aber kein jährliches Gedenken etabliert. Er wurde auch nicht in den Rang eines Feiertags erhoben.

Martin Luther selbst lehnte die Heiligenverehrung vehement ab, ließ aber die Lebensbeschreibungen der Heiligen gelten, insofern sie als Vorbilder gelebten Glaubens gelten konnten. Nachzulesen im berühmten „Augsburger Bekenntnis (confessio augustana)“ unter dem Artikel 21 „Vom Dienst der Heiligen“ (abgedruckt im Evangelischen Gesangbuch S.1573): „Vom Heiligendienst wird von den Unseren so gelehrt, dass man der Heiligen gedenken soll, damit wir unseren Glauben stärken, wenn wir sehen, wie ihnen Gnade widerfahren und auch wie ihnen durch den Glauben geholfen worden ist; außerdem soll man sich an ihren guten Werken ein Beispiel nehmen, ein jeder in seinem Beruf. Aus der Hl.Schrift kann man aber nicht beweisen, dass man die Heiligen anrufen oder Hilfe bei ihnen suchen soll.“

Das Augsburger Bekenntnis fasst erstmals systematisch zusammen, was die „Lutheraner“ glauben. Formuliert wurden die Artikel im Hinblick auf ein Gespräch mit Vertretern der römisch-katholischen Kirche in der Hoffnung über diese Grundsätze eine Verständigung und gegenseitige Einigung erzielen zu können. Deswegen wurden die Gemeinsamkeiten betont. Hat aber leider nichts geholfen.

Martin Luther, um zu ihm zurückzukommen, starb am 18.Februar 1546, während einer Reise nach Eisleben, um die Erbstreitigkeiten der Grafen Mansfeld zu schlichten. So schildert wikipedia seine letzten Augenblicke: „In der Nacht zum 18. Februar 1546 erwachte Luther durch einen Schmerzanfall. Er erwartete nun seinen Tod, erhielt letzte medizinische Hilfen, und eine Reihe von Personen kamen in seiner Stube zusammen: der Hauswirt, der Stadtschreiber und seine Frau, die beiden Stadtärzte, sowie Graf Albrecht mit Gattin. Justus Jonas der Ältere und Michael Caelius fragten ihn, ob er bis zum Tode seine Lehre bekenne. Er antwortete mit Ja. Daraufhin reagierte er nicht mehr und starb morgens um 3 Uhr. Beigesetzt wurde Luther am 22. Februar in der Schlosskirche zu Wittenberg unterhalb der Kanzel.“


Samstag, 19.2.2022

Sehr fremd klingt in meinen Ohren dieser Name: Acca von Hexham. Hexham, eine Kleinstadt, liegt in Northumberland im Norden Englands. Acca, ein Begleiter des bedeutenden Heiligen Wilfried von York, wurde 709 0der 710 auch dessen Nachfolger als Abt des von ihm begründeten Klosters in Hexham. „Er war eifrig bedacht, die römische Liturgie und Lehre durchzusetzen, unterstützte Beda Venerabilis und entwickelte Wilfrids Kirchenkunst und -musik weiter. 732 wurde er - möglicherweise aufgrund politischer Rivalitäten - aus seiner Diözese ausgewiesen. Acca wurde in Hexham bestattet. Schon gleich nach seinem Tod wurde Acca als Heiliger verehrt.“ (Ökumenisches Heiligenlexikon)
Kirchengeschichte, so wird mir wieder klar, ist auch eine Geschichte der – oft gewaltsam ausgetragenen - Konflikte. Die Märtyrer der ersten Jahrhunderte - um derer Gedenkens willen der Heiligenkalender entstanden ist - handelten noch weitgehend gewaltfrei, solange sie „weltlichen“ Herrschern oder Gerichten gegenüberstanden. Gegenüber Christen, die „abweichende“ Anschauungen (Häresien) vertraten, reagierte man schon unduldsamer. Später allerdings oft gnadenlos und ohne lange „zu fackeln“, wie auch der folgende Lebenslauf deutlich werden lässt. Von Versuchen der Vermittlung und Versöhnung liest man relativ wenig. Sicher hat es diese Menschen gegeben, aber ihre Bemühungen scheinen der Überlieferung nicht so wert gehalten worden zu sein. Vielleicht weil es nicht so spektakulär klingt, wenn eine Versöhnung gelingt. Lieber berichtet man dann von einer Verbrennung auf dem Scheiterhaufen, so wie in diesem Fall:
„Pierre Brully… wurde um das Jahr 1518 in Lothringen geboren. Er wurde Dominikaner, musste … wegen seiner Hinwendung zum Calvinismus das Kloster in Metz verlassen. 1541 kam er nach Straßburg …. Als die unter der Verfolgung leidenden Reformierten in Flandern nach einem Prediger fragten, ging Brully … im September 1544 in der Verkleidung eines Kaufmanns dorthin und predigte unter anderem in Valenciennes, Lille, Douai und Arras. In Tournai wurde er enttarnt, gefangen genommen und am 19. Februar 1545 auf dem Marktplatz auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.“ (wikipedia) 

 

 

Sonntag, 20.2.2022

Wieder ein Sonntag mit einem schwer verständlichen Namen: Sexagesimae. Analog zum vorhergehenden Sonntag bedeutet er schlicht: „Der sechzigste“ und meint damit den Zeitraum vor dem Ostersonntag. Keine exakte Zeitangabe, eher ein Hinweis auf das Ereignis, auf das wir uns Christen gemeinschaftlich zubewegen. Wahrscheinlich ist das ein damit verbundener Nebenzweck: Das Herausstellen des untereinander Verbindenden: Wir sind miteinander unterwegs, nicht als Einzelne. Doch gerade dieses Bewusstsein der Gemeinschaft ist am Schwinden, vor allem unter den eh „individualistischer“ eingestellten „Protestanten“. Sie gehen lieber – à la Frank Sinatra - ihren eigenen Weg. Die Gemeinde des lebendigen Gottes (1.Tim 3,15) ist nicht so ihr Ding.

Im Zentrum des Sonntags Sexagesimae steht gerade das gemeinschaftliche Hören des Wortes Gottes: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verschließt eure Herzen nicht (Hebr 3,15).“ Das Psalmgebet und die Lesungen bieten verschiedene Facetten und Haltungen des Hörens. Ich zitiere aus dem Perikopenbuch: „Der Psalmbeter (Ps 119,89-92.103-105.116) jubelt darüber, wie ihn Gottes Wort anspricht und zum beglückenden Ereignis wird, denn Gottes Weisung – so kann man das missverständliche Wort >Gesetz< auch übersetzen – gibt ihm tiefen Trost und klugen Rat. Dagegen klingt die Epistel (=Lesung aus den neutestamentlichen Briefen) fast verstörend. Hier (Hebr 4,12-13) begegnet Gottes Wort als Widerwort. Es deckt auf, stellt in Frage und klärt. Unbequem und schneidend schärft es den Blick auf mich selbst und meine Lebenswirklichkeit. Es wirkt auf chirurgische Weise heilsam, denn es befreit mich aus meiner engen Sicht der Dinge und von der Meinung derer, die mich nur bestätigen.“

Der Architekt Otto Bartning (1883-1959) ist in keinem Heiligenlexikon verzeichnet. Er wurde vor allem durch seine ungewöhnlichen Kirchenbauten bekannt. Beeindruckend finde ich persönlich seine Notkirchen, die nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs mit relativ einfachen Mittel errichtet werden konnten. Einige dieser wunderbaren Orte dienen heute noch gottesdienstlichen Zwecken. https://de.wikipedia.org/wiki/Bartning-Notkirche

 
Montag, 21.2.2022

Die Organisation der Vereinten Nationen (UNO) ist zu einem regen Ursprung zahlreicher Gedenktage geworden. Unklar bleibt mir, inwieweit sie Aufmerksamkeit und Eingang in ein allgemeines Bewusstsein gefunden haben. Im Jahr 2000 wurde von der UNESCO der „Internationale Tag der Muttersprache“ ausgerufen. Damit soll die sprachliche und kulturelle Vielfalt und Mehrsprachigkeit gefördert werden.

Die Vielfalt der Sprachen ist massiv im Schwinden, wie ich bei wikipedia erfahre, was aber meist bedeutet, dass die jeweiligen Sprachgemeinschaften „aussterben“. Davon soll rund die Hälfte aller weltweit gesprochen Sprachen betroffen sein!

Es scheint viele Sprachen zu geben, die von weniger als 10000 Sprechern im Alltag oder zu besonderen Zeiten verwendet werden. Eine davon, das Niedersorbische, existiert (noch) in Deutschland! Erstaunlicherweise sollen viele Sprachen mit wenigen hundert Sprechern noch gar nicht erfasst und dokumentiert sein. Und das in einem Zeitalter, in dem mehr oder weniger alles erfasst und auf irgendwelchen Medien gespeichert wird!

 


Dienstag, 22.2.2022

Der Mann mit dem merkwürdigen Namen hat in seinem kurzen, nur 36 Jahre dauernden Leben Erstaunliches geleistet: Bartholomäus Ziegenbalg (1682-1719). Der Prägnanz wegen übernehme ich, leicht gekürzt, den Artikel des Ökumenischen Heiligenlexikons:
„Bartholomäus Ziegenbalg, Sohn eines Getreidehändlers, erlebte in seiner Jugend eine Erweckung durch den Pietismus. Ab 1703 studierte er bei August Hermann Francke in Halle Theologie. 1705 wurde er zum Dienst in der Mission berufen und als erster evangelischer Missionar in die dänische Kolonie Tranquebar an der Südostküste Indiens gesandt, wo er 1706 ankam.
Die von Ziegenbalg unter Mitarbeit von zehn weiteren Missionaren aus Halle gegründete lutherische Gemeinde hatte nach sechs Jahren schon etwa 200 Glieder. Er wurde zum Prototyp des evangelischen Missionars und übersetzte das Neue Testament und Teile des Altes Testaments ins Tamilische, dazu Martin Luthers Kleinen Katechismus. Er verfasste ein Gesangbuch und eine Grammatik in der Landessprache und schuf die Grundlagen für ein Tamil-Wörterbuch und Lexika. Mehrere tamilische Texte übersetzte er ins Deutsche und verfasste Abhandlungen über die tamilische Kultur und Religion. Schon 1707 gründete er die - wohl in ganz Südindien erste - Schule für Mädchen und 1716 ein Seminar zur Ausbildung einheimischer Lehrer und Pfarrer. Seine Predigten knüpften an die tamilische Lebenswelt an und führten zur Bildung einer Kirche, in der die hauptsächlich aus den unteren sozialen Schichten stammenden jungen Tamilen auch ihre Volkstümlichkeit wahren konnten.
Bartholomäus Ziegenbalg war der erste evangelische Missionar, der von Deutschland aus zu den >Heiden< gesandt wurde. Nach seinem frühen Tod wurde Ziegenbalg in der von ihm 1707 bis 1718 erbauten Neu-Jerusalem-Kirche in Tranquebar bestattet. Die heutige Evangelisch-Lutherische Tamilkirche (TELC) und weite Teile der Südindischen Kirche (CSI) haben ihre Wurzeln in seinem Wirken.“
Seine Heimatgemeinde Pulsnitz pflegt seit 1982 wieder einen regen Austausch mit der Gemeinde in Tranquebar.

 


Mittwoch, 23.2.2022

Mit Polykarp gelangen wir in die Zeit des frühen Christentums zurück. Der vermutlich um 69. n.Chr. Geborene gilt als einer der sogenannten Apostolischen Väter.

Der Begriff stammt aus dem 17.Jahrhundert und bezeichnet eine Reihe von „christlichen Autoren von kirchlich bedeutsamen Schriften aus dem späten ersten und der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts.“ Man nahm an, dass die Verfasser den ein oder anderen Jünger um Jesus noch persönlich kennengelernt hatten. Von Polykarp hat sich ein Brief an die Gemeinde von Philippi erhalten und ein womöglich zeitgenössischer Bericht seines Martyriums.

Polykarp soll von Johannes, dem Bruder des Jakobus, zum Bischof von Smyrna (=Izmir, Türkei) eingesetzt worden sein. Andere nehmen an, es handelte sich um Johannes den Presbyter. Wobei man bedenken muss, dass es das Bischofsamt, wie wir es heute kennen, noch nicht gegeben hat.

Nach einer Reise nach Rom im Jahr 155, wo sich Polykarp mit dem dortigen Bischof traf, um über einen gemeinsamen Termin des Osterfestes zu beraten, wurde er verhaftet. „Er stand zu seinem Glauben, und auf die Aufforderung des Proconsuls Quadratus hin, das Christentum zu verleugnen, bot er diesem sogar noch einen Termin zur Unterweisung im christlichen Glauben an – falls er Interesse daran habe. Schließlich wurde er zur Volksbelustigung im Circus vorgeführt. Der Proconsul weigerte sich, Polykarp von Tieren zerfleischen zu lassen, weil dieser Programmpunkt bereits beendet sei, aber er erlaubte, Polykarp zu verbrennen. Das Volk nahm dies umgehend in die Hand; inmitten der johlenden Menge wurde er 86-jährig auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Der Legende nach konnten die Flammen ihm nichts anhaben, ein Wohlgeruch stieg vom Scheiterhaufen auf. Schließlich musste man Polykarp mit einem Dolch erstechen.“ (wikipedia).



Donnerstag, 24.2.2022

Der heutige Tag wird auch als ein Gedenktag im Gedächtnis bleiben, allerdings als ein unrühmlicher. Die russische Armee startet den Angriff auf die Ukraine. Hoffentlich erwartet uns nicht noch weit Schlimmeres!

Dieser Heilige wird nur zweimal in der Apostelgeschichte erwähnt: Matthias. Einige Zeit nach der Himmelfahrt Jesu berichtet Petrus der in Jerusalem versammelten Gemeinde vom tragischen Tod des Judas. Um die Zwölfzahl der Apostel wiederherzustellen, wurden zwei Kandidaten aufgestellt. Josef Barsabbas mit dem Beinamen Justus und eben Matthias, auf den dann das Los fiel. Von den Zwölfen als Gruppe oder Leitungsgremium ist dann im Weiteren ebenso wenig die Rede wie von Matthias, über den sonst nichts bekannt ist.


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