4. - 10. März 2022

Freitag, 4.3.2022

Ganz in der Nähe, inmitten von Straßen im Nürnberger Stadtteil Sündersbühl mit Namengebern aus dem militaristischen Bereich wie den Feldherren Wallenstein und Tilly oder dem König Gustav Adolf, Gegner im dreißigjährigen Krieg, oder der Goebenstraße, die auf zwei preußische Generäle aus dem 19. Jahrhundert verweist, wirkt der Name Elsa Brändström wie ein Fremdkörper, obwohl auch ihr Leben engstens mit „dem“ Krieg verbunden gewesen ist. „Ihre“ Straße mündet direkt in die Dunantstraße, die dem Andenken des Gründers des Roten Kreuzes, Henri Dunant, gewidmet ist.

Elsa Brändström erlangte nicht dessen Berühmtheit, obwohl sie in den 20iger Jahren des 20. Jahrhunderts sehr bekannt gewesen ist. Sie widmete sich ebenfalls den „Opfern“ des Krieges, nämlich Kriegsgefangenen, die wegen mangelnder Versorgung in den russischen Lagern Sibiriens während des 1.Weltkrieges massenhaft an Fleckfieber, Typhus, Durchfall und Hunger verstarben. Durch ihren unermüdlichen Einsatz konnte die Sterblichkeit im Lager Krasnojarsk von 80% auf 18% gesenkt werden.

Elsa von Brändström wurde 1888 als Tochter des schwedischen Militärattachés in Sankt Petersburg geboren und führte dort „ein unbeschwertes Leben als Dame der höheren Gesellschaft“. Zu Beginn des 1. Weltkriegs meldete sie sich freiwillig als Krankenschwester bei der russischen Armee, wo sie auf die erschreckenden Zustände in den Gefangenenlagern aufmerksam wurde. Sie intervenierte nicht nur erfolgreich bei den höchsten Stellen, sie pflegte in den Lagern die erkrankten Kriegsgefangenen, wobei sie sich zweimal lebensgefährlich infizierte. Über ihre Erfahrungen verfasste sie 1922 ein Buch, das ein großer Erfolg wurde. Mit dem Erlös finanzierte sie ein Arbeitssanatorium für ehemalige deutsche Kriegsgefangene im Landkreis Bautzen.

1933 emigrierte die engagierte Schwedin mit ihrem Mann in die USA. Von dort aus rief sie weitere Hilfsorganisationen ins Leben. Die weitere Geschichte bitte ich nachzulesen bei wikipedia.

 


Samstag, 5.3.2022


Den heutigen Text übernehme ich vollständig aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon: „Eperjes - das heutige Prešov - wurde schon bald nach der Reformation zum Zentrum der Lutheraner.
Nach der Vertreibung der Türken war der habsburgische Kaiser Leopold wieder unumschränkter Herrscher im Lande; er förderte den Katholizismus und unterband reformatorische Umtriebe, auch weil er den Evangelischen Kollaboration mit den Türken vorwarf. So kam es schon 1673 zur Übergabe der drei evangelischen Kirchen an die Katholiken.
1683 wurden unter General Karaffa 24 wohlhabende evangelische Bürger der Stadt im Blutgericht zu Eperjes nach den Methoden der spanischen Inquisition gefoltert und dann öffentlich hingerichtet; erst hieb man ihnen den rechten Arm, dann den Kopf ab; die Leichname wurden gevierteilt und als abschreckendes Beispiel an den Stadttoren angebracht, die Köpfe am Galgen aufgehängt.
Die Stadt Prešov stellt die Geschichte der Evangelischen auf ihrer Homepage in Slowakisch und Englisch ausführlich dar; die deutsche Übersetzung ist geplant.“

 


Sonntag, 6.3.2022

Der Sonntag Invokavit, der erste in der Passionszeit, erhielt seinen Namen durch einen Vers des Psalm 91: „Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören. Ich bin bei ihm in der Not und will ihn herausreißen und zu Ehren bringen.“ In der Alten Kirche galt dieser Psalm als Christuspsalm, der vom Schicksal Jesu und der Begleitung Gottes singt.

In neuerer Zeit erlangte ein anderer Vers aus dem Psalm Beliebtheit als Taufspruch: „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stößest.“

In „früheren“ Zeiten, z.B. als meine Eltern in der Nachkriegszeit konfirmiert wurden, wurde der Eingangsvers als Konfirmationsspruch sehr geschätzt. Allerdings suchte der Pfarrer (Pfarrerinnen gabs noch nicht) den Spruch für die zu Konfirmierenden aus. In der Regel etwas, das die jungen Menschen in ihrem Glauben bestärken und ermutigen sollte: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“

So verändern sich die Perspektiven: Welche Verse werden sich die Konfirmand*innen in diesem Jahr wohl bevorzugt aussuchen?

Der Sonntag hat insofern eine gewisse „Berühmtheit“ erlangt, als Martin Luther an diesem Sonntag im Jahr 1522, als er sich als Junker Jörg auf der Wartburg versteckte, überraschend in Wittenberg auftauchte um in den folgenden Tagen eine Reihe von Predigten zu halten, mit denen er einige der „Eckpunkte“ der Reformation darstellte. Sie wurden als Invokavitpredigten gesammelt und veröffentlicht.

Martin Luther reagiert hier auf „radikale Bilderstürmer“, die das erste Gebot „Du sollst dir kein Bildnis machen“ ernst nahmen und Ernst mit der Umsetzung machten, indem sie Kirchen stürmten, u.a. die Kirche in Wittenberg, und die „Bilder“ entfernten bzw. sie teilweise zerstörten. Es kam dabei zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. https://de.wikipedia.org/wiki/Invokavitpredigten

 


Montag, 7.3.2022

Eine Geschichte, die den Stoff für einen packenden „Bibelfilm‘“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Bibelfilm) abgeben könnte. Dazu noch eine „authentische“ Geschichte, die der Perpetua und Felicitas und ihrer Gefährten.

Vivia Perpetua, geboren um 181 n.Chr. in Karthago, Tochter aus reichem Haus, schrieb den erhaltenen Bericht ihres Martyriums selbst. Er wurde ergänzt durch Visionen ihres Leidensgenossen Sarturus und fertiggestellt von einem unbekannten Redaktor.

Perpetua und ihre Sklavin Felicitas wurde im Jahr 202 verhaftet und zum Tode verurteilt. Sie war zu dieser Zeit Katechumenin, also eine Anwärterin auf die Taufe, die zur damaligen Zeit in der Osternacht gefeiert wurde. Die Zeit davor, teilweise deckungsgleich mit unserer Passions- und Fastenzeit, war die Vorbereitungszeit, in der die „Kandidat*innen“ den Unterricht in den „Mysterien“ des Glaubens erhielten. Alle Nichtgetauften mussten vor der Feier der Eucharistie  den Gottesdienst verlassen, erst als „Getauchte“ wurden sie zugelassen.

Perpetua, ungefähr 22 Jahre alt und Mutter eines Säuglings, beschreibt die Haft und die Gerichtsverhandlung, die sie mit ihrer schwangeren Sklavin Felicitas und drei weiteren Taufanwärtern durchzustehen hatte. Vor allem der Vater setzte Perpetua zu, in dem er sie beschwor, wegen ihres Sohnes dem Glauben abzusagen.

Eine Vision Perpetuas bestärkte die Gruppe in ihrer Bereitschaft zum Martyrium (=Zeugnis ablegen). Noch in der Untersuchungshaft wurde sie getauft. Die schwangere Felicitas befürchtete, das Martyrium nicht erleiden zu dürfen, da Schwangere nicht hingerichtet werden durften. Im achten Monat gebar sie ein Kind, das von ihren Schwestern aufgezogen wurde. Der lebendig verfasste Bericht schildert den Tod der jungen Getauften in der Arena. Sie wurden den wilden Tieren vorgeworfen, schwer verletzt und schließlich mit dem Schwert hingerichtet. Der Bericht gilt als eine der ältesten und verlässlichsten Schilderungen der Bereitschaft von Christen für ihren Glauben zu zeugen (= griech: martyrein).

 


Dienstag, 8.3.2022

Die Geschichte der Gedenktage zeigt, dass sich hinter ihnen oft eine Geschichte harter Kämpfe verbirgt. Um Gehört- und Wahrgenommenwerden, um Respekt, um Gerechtigkeit, um Menschlichkeit, um Gleichberechtigung, um freie Ausübung der Religiosität, um Frieden.

Auch der internationale Frauentag erinnert an die (noch andauernden) Kämpfe und Auseinandersetzungen um die faktische und weltweite Gleichberechtigung der Frauen in unseren Gesellschaften. Gerade Kriegszeiten offenbaren die fundamentale Ungleichheit der Geschlechter.

Im Internationalen Jahr der Frau 1975 initiierten die Vereinten Nationen am 8. März erstmals eine Feier. „Am 16. März 1977 verabschiedete die UN-Generalversammlung eine UN-Resolution, die alle Staaten darum bat, einen Tag des Jahres zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ zu erklären. Seitdem folgten jährliche Veranstaltungen der UN jeweils zum 8. März.“

Dieses Datum kennt eine längere Vorgeschichte. Ein erster Frauentag wurde am 28. Februar 1909 in den USA durchgeführt, als einen Kampftag zur Durchsetzung des Frauenwahlrechts. Ein Thema, das zunächst  die Frauentage in Europa bestimmte. Die Idee wurde von der Sozialistin Clara Zetkin aufgegriffen und auf der „Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz“ 1910 in Kopenhagen vertreten.

„Der erste Frauentag wurde dann am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert. Mit der Wahl des Datums sollte der revolutionäre Charakter des Frauentags hervorgehoben werden, denn der Vortag, der 18. März, war der Gedenktag für die Gefallenen während der Märzrevolution 1848. Außerdem hatte auch die Pariser Kommune 1871 im März begonnen.“

Im 3. Reich wurde der Frauentag verboten und bezeichnenderweise durch die Propagierung des Muttertags ersetzt. Zur weiteren Geschichte siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Frauentag

 


Mittwoch, 9.3.2022

Das Wirken der Heiligen ist nicht immer ein glanzvolles und erfolgreiches, viel öfter erzählen uns die Berichte und Legenden von Entbehrungen, von Mühsal und Plage, von Schmerzen und auch von Enttäuschungen und Misserfolgen. Wer unter Gottes Namen unterwegs ist, hat damit noch nicht automatisch das Gelingen gebucht. Es ist zwar nichts unmöglich, aber das Unmögliche entsteht nicht von selbst. Es bedarf des vollen Einsatzes des eigenen Lebens.

„Im Jahre 1002 ließ Bruno von Querfurt sich von Papst Silvester II. den Missionsauftrag für Polen erteilen und trat somit in die direkte Nachfolge Adalberts von Prag. 1004 wurde Bruno in Merseburg zum Erzbischof für die Slawenmission geweiht, fand aber keine Unterstützung bei König Heinrich II., der gegen den Polenherzog Bolesław I. Chrobry Krieg führte. Er ging zu König Stephan dem Heiligen von Ungarn, fand aber auch hier keine Unterstützung und zog deshalb weiter zu dem russischen Großfürsten Wladimir I. nach Kiew. Von dort aus wollte er bei den Petschenegen, die vom unteren Don bis zur unteren Donau lebten, missionieren. Während eines fünfmonatigen Aufenthaltes in ihrem Lande gelang es ihm, den größeren Teil dieses Volkes zu bekehren, aber nach seiner Abreise fielen sie wieder vom Glauben ab. Er hatte aber doch wenigstens noch einen Frieden zwischen ihnen und dem Großfürsten zustande gebracht“ (wikipedia)

Der Erfolg blieb Bruno auch weiterhin verwehrt. Seine Versöhnungsversuche zwischen König Heinrich II und dem Polenherzog Bolesław I. Chrobry, die gegeneinander Krieg führten, schlug fehl. Danach wagte er sich im Jahr 1009 zusammen mit 18 Gefährten an die Missionierung der Prußen, Es soll bis an die Grenzen Rußlands und Litauens vorgedrungen sein. Im Februar oder März im Jahr des Aufbruchs wurden die Männer überfallen und erschlagen.

Einen kurzen Hinweis auf das „legendäre“ Zürcher Wurstessen am 9. März 1522 möchte ich zum Schluss noch geben. Dieses spektakuläre Ereignis gilt als das „Gründungsdatum“ der Schweizer Reformation.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wurstessen

 


Donnerstag, 10.3.2022

Der Kalender der Evangelical Lutheran Church in America schlägt für das heutige Gedenken Harriet Tubman und Sojourner Truth vor. Ich bin mit der Geschichte der ELCA in den USA nicht vertraut. Wikipedia bezeichnet sie als die liberalste unter den dortigen lutherischen Kirchen. Durch eine Fusion dreier Kirchen im Jahr 1988 wurde sie mit 3,3 Millionen Mitgliedern zum größten der lutherischen Zusammenschlüsse in den USA.

Doch wer waren Harriet Tubman und Sojourner Truth? Nur der Name der letzteren ist mir bekannt, ohne dass ich etwas Näheres über ihr Leben wüsste. Bei wikipedia erfahre ich, dass Sojourner Truths Portrait auf einer Briefmarke abgebildet ist und das Leben von Harriet Tubmann verfilmt und 2019 in den Kinos unter dem Titel „Harriet“ gezeigt wurde. Sojourner Truth war eine freigelassene Sklavin, während Harriet Tubman aus der Sklaverei nach Kanada fliehen konnte und selbst zur Fluchthelferin wurde.

Die „abenteuerliche“, ja ungeheuerliche Lebensgeschichte der beiden kann ich hier nicht einmal in Ansätzen wiedergeben. Wikipedia resümiert: „Mit ihrem Tod (Sojourner Truth) am 26. November 1883 in Battle Creek, Michigan, endete ein Leben voller öffentlicher Engagements und leidenschaftlicher politischer Überzeugungen. Als Sklavin mit düsterer Perspektive geboren, hatte sie sich zur ersten Fürsprecherin für die Abschaffung der Sklaverei und für die Einführung des Frauenwahlrechtes entwickelt.“

Und zu Harriet Tubman: „Nachdem sie im Jahr 1849 selbst erfolgreich der Sklaverei entflohen war, kehrte sie unter dem Codenamen Moses mehrmals in die Südstaaten zurück, um anderen Sklaven auf ihrer Flucht behilflich zu sein. Im Sezessionskrieg arbeitete sie neben ihrer Tätigkeit als Krankenschwester und Köchin als Kundschafterin für die Nordstaaten. In ihren späteren Lebensjahren engagierte sie sich in der Frauenbewegung. Nach ihrem Tod war Harriet Tubman weitgehend in Vergessenheit geraten, zählt jedoch heute in den USA zu den bekanntesten historischen Persönlichkeiten des Abolitionismus“.


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