7. - 13. Januar 2022

Freitag, 7. Januar 2022


Im evangelischen Namenkalender lese ich heute von den Märtyrern der heiligen Bücher (303/304). Da, wie immer, jede weitere Angabe, außer einer Jahreszahl, fehlt, klingt das sehr geheimnisvoll.

Im Artikel bei wikipedia wird die Geschichte detailliert geschildert. Sie ereignete sich in der Zeit der Christenverfolgung unter den Kaisern Diokletian und Galerius, unter der die Christen im Osten des römischen Reiches stärker zu leiden hatten. Eine Zeit, in der sehr viele Christen ihr Leben für ihren Glauben hingegeben hatten.

Konkret geht es hier um eine Bestimmung, die verlangte, dass die heiligen Bücher abgegeben und verbrannt werden sollten. Bibeln vor allem und vermutlich Bücher, die für den Gottesdienst gebraucht wurden. Sie wurden vorwiegend von sogenannten Lektoren bewahrt, die sich mehrheitlich weigerten, sie herauszugeben. Ihnen drohte Folter und Hinrichtung. Ihre Anzahl soll 40000 betragen haben. An diese mutigen Menschen, wie viele sie tatsächlich gewesen mögen, erinnert der heutige Tag (bzw. im katholischen Kalender der 11. Februar).

Das Gedenken erinnert vor allem an eine Schar von Christen aus Abitina in Numidien, dem heutigen Tunesien. Die Stadt war Bischofssitz, die der Kirchenprovinz Karthago zugeordnet gewesen ist. Sie wurden am Sonntag, dem 6.Februar 303, während der Feier des Gottesdienstes, die auch verboten war, gefangengenommen. Bei dem Verhör antwortete einer der Angeklagten, in dessen Haus die Feier stattfand: „Ohne Gottesdienst können wir nicht sein“.

Die 49 (7x7) Angeklagten wurden unter Folter verhört. Im Gebet widerstanden sie dem Drängen des Prokonsuls, ihrem Glauben abzuschwören. Sie starben an den Folgen der Verletzungen oder verhungerten im Gefängnis. Ihre Namen wurden bis auf den heutigen Tag bewahrt.

 


Samstag, 8. Januar 2022

An manchen Tagen -wie z.B. gestern - finde ich eine ganze Liste Heiliger, an anderen wie heute, ist erstaunlicherweise nur eine einzige Person verzeichnet: Severin von Noricum. Einer der vielen, von denen ich zum ersten Mal höre. Manchmal frage ich mich: Muss ich tatsächlich etwas über ihn oder sie, sein/ihr Leben oder seine/ihre Taten wissen?

Seine Lebensbeschreibung, verfasst durch seinen ehemaligen Begleiter Eugippius, wird 511 n.Chr. veröffentlicht und gilt als kulturgeschichtlich einzigartiges Dokument aus dieser Zeit zur Geschichte der Donauländer.

Überraschenderweise ist diese Schrift als Reclam-Heftchen erhältlich. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Biographie außerhalb der Kreise von Spezialisten auf Interesse stoßen könnte. Es war auf jeden Fall ein ereignisreiches Leben, geprägt von kriegerischen und religiösen Auseinandersetzungen im Gebiet des Noricum.

Das Glossar des Ökumenischen Heiligenlexikons hilft weiter: „Noricum war zunächst ein keltisches Königreich, dann eine Provinz des Römischen Reiches. Sie erstreckte sich südlich der Donau bis zum Karawankengebirge und östlich des Inns bis ins heutige Niederösterreich.“ Dort findet sich auch eine historische Landkarte der Region.

Der gebildete Severin stammte wohl aus einer wohlhabenden italienischen Familie. Er verleugnete seine Herkunft und lebte längere Zeit als Einsiedler. Ohne kirchliches Amt scheint er doch beträchtlichen Einfluss ausgeübt zu haben. Er konnte trotz aller Vermittlertätigkeit nicht verhindern, dass, nach seinem Tod am 8. Januar 482 in Favianis bei Mautern an der Donau in Österreich, die verbliebene christlich-römische Bevölkerung durch germanische Heere vertrieben wurde. Seine Gemeinschaft, die auch seine Gebeine mit sich führte, fand eine neue Heimat in Castellum Lucullanum bei Neapel.

 

 

Montag, 10. Januar 2022

Ich muss gestehen, dass mir heute die Auswahl schwerfällt. Karpus, Papylus und Agathonike waren drei Märtyrer*innen, über die kaum etwas bekannt ist. Auch der Zeitpunkt ihres Martyriums ist ungewiss.

Paulus von Theben ist höchstwahrscheinlich von dem Kirchenvater, Kirchenlehrer und Heiligen Hieronymus erfunden worden. Er wollte damit vermutlich die erfolgreiche „Biographie“ des tatsächlich existierenden und berühmten Wüsteneremiten Antonius überbieten. An sich eine interessante Geschichte. Hieronymus scheint auch sonst sehr auf seinen guten Ruf bedacht gewesen zu sein. Mir legt sich das Wort ruhmsüchtig nahe. Aber vielleicht sehe ich das verkehrt? Den damaligen Heiligen war jedenfalls nichts Menschliches fremd. Was sie dann wieder sympathisch macht. Auch Heilige sind nicht perfekt!

Das ökumenische Heiligenlexikon schlägt Franziska Salesia Aviat vor. Sie wird in den anderen Verzeichnissen nicht aufgeführt. Sie war ein „Fan“ von Franz von Sales, denn sie gründete 1868 die „Oblatinnen des Heiligen Franz von Sales.“ Zwei Jahre zuvor hatte die Tochter von Geschäftsleuten – mit 22 Jahren – eine Unterstützungs-Einrichtung für Textilarbeiterinnen in Troyes gegründet.

Der Orden und die Einrichtungen expandierten sehr schnell. Bald wurden Schwestern nach Südafrika und Lateinamerika, aber auch andere europäische Länder gesandt. Schon 1875 wurde auch ein männlicher Zweig ins Leben gerufen. Doch 1903 wurden durch Beschluss der französischen Regierung alle Häuser geschlossen und zur Versteigerung freigegeben. Franziska übersiedelte mit nach Perugia, wo sie 1914 verstarb.

Der evangelische Namenkalender nennt völlig überraschend den katholischen Theologen und Kirchenhistoriker Ignaz von Döllinger (1799-1890). Vermutlich deshalb, weil er ein scharfer Kritiker der beim 1.Vatikanischen Konzil von Pius IX. durchgesetzten Papstdogmen- u.a. die Unfehlbarkeit des Papstes – gewesen ist. Er gilt – nicht unumstritten – als geistiger Vater der Altkatholischen Kirche, die in Reaktion auf diese Dogmen gegründet wurde. Das ist eine andere – interessante – Geschichte. 

 

 

Dienstag, 11. Januar 2022

Heute möchte ich fast rufen: Nicht schon wieder ein Einsiedler! Ja, die scheinen unter den Heiligen aus den ersten Jahrhunderten gut aufgestellt zu sein. In späteren Zeiten gibt es sie zwar auch noch, aber nicht mehr so häufig. Doch in unseren Tagen findet das Eremitenleben zunehmend neue Anhänger, jedoch in kleiner Anzahl.

Die modernen Eremiten leben erstaunlich häufig mitten in der Stadt in einer unauffälligen kleinen Wohnung in einem unauffälligen Haus. Der STERN (https://www.stern.de/gesellschaft/eremiten-in-deutschland--wie-es-sich-anfuehlt--allein-mit-gott-zu-leben-7504754.html) berichtet allerdings lieber über die in der ländlichen Einsamkeit lebenden. Da sehen die Fotos wahrscheinlich idyllischer aus?

Wer allerdings einmal das Wort „Stadteremiten“ in die Suchmaschine eingibt, erhält überwiegend Angebote für Städtereisen. Soweit hat sich die Sache wohl doch noch nicht herumgesprochen. Aber das wäre sowieso nicht im Sinne der Eremit*innen, denn die wollen ja eher alleine bleiben.

Obwohl ich schon einmal festgestellt habe, dass das mit dem alleine bleiben für Eremit*innen nicht so leicht zu sein scheint. Irgendwie ziehen diese Alleinlebenden mitunter Scharen von Menschen an. Schon in der Antike gab es einen richtigen Tourismus zu den Männern und Frauen in der ägyptischen Wüste.

Dann gibt es noch diese „Einsiedelei“ im österreichischen Saalfelden. Dieses seit über 350 Jahren bestehende Häuschen am Palfen sucht für die aktuelle Saison von April bis November einen Bewohner, der gerne auf Strom und fließendes Wasser verzichtet. Der Ort macht tüchtig Werbung für sein touristisches Juwel! Da wird’s wohl nix mit der Einsamkeit!

Beinahe hätte ich´s vergessen: Theodosius der Große heißt der Tagesheilige. Nicht zu verwechseln mit Kaiser Theodosius, der heute Geburtstag hat. Er wurde 347 geboren.

 

 

Mittwoch, 12.Januar 2022

Manche Lieder machen Geschichte. In unserem Gesangbuch finden sich einige solcher denkwürdigen Melodien. Nur selten wird uns das bewusst: „In verschiedenen Städten haben Gemeinden durch das Anstimmen dieses Liedes die Reformation erzwungen, so in Heidelberg und in Waiblingen (Württemberg).“ Inzwischen wird „Es ist das Heil uns kommen her“ (EG 342) selten im Gottesdienst gesungen.

Von Paul Speratus soll heute die Rede sein. Die heutige Seite von wikipedia weist auf ihn hin, bzw. auf eine Predigt, die er am 12.Januar im Wiener Stephansdom gehalten hat. Schon bald wurde er Anhänger der Lehren Martin Luthers, hat bereits 1520 geheiratet und musste wegen seiner Anschauungen mehrfach fliehen. In Wien predigte er gegen das Zölibat, weswegen er exkommuniziert wurde. Einer Verurteilung zum Tod auf dem Scheiterhaufen kann er nur knapp entgehen.

Das – wie ich finde – interessante Lexikon „Wer ist wer im Gesangbuch“ berichtet überraschend ausführlich über Speratus´ bewegten Lebenslauf. Das Lied soll er – während er im Gefängnis auf seine Verurteilung wartete - seiner Gemeinde im ungarischen Iglau als Trost verfasst haben, als eine Feuersbrunst den Ort schwer getroffen hat. Dabei brannte auch das Pfarrhaus. Der gesamte Besitz der Familie ging dabei verloren.

Nach einem Aufenthalt bei Martin Luther in Wittenberg erhielt er durch Vermittlung desselben die Stelle eines Hofpredigers bei Herzog Albrecht von Preußen in Königsberg.

„Dieser hatte beschlossen sein Ordensland in ein weltliches Herzogtum mit evangelischer Kirchenordnung umzuwandeln. Speratus galt als lupenreiner lutherischer Theologe und geschickter Kirchenorganisator. So war er maßgeblich an der neuen Kirchenordnung nebst Gottesdienstordnung beteiligt.“ Als Bischof von Pomesanien mit Sitz in Marienwerder hat er die Kirche Westpreußens für etwas 250 Jahre geprägt, so das Lexikon. 

 

 

Donnerstag, 13. Januar 2022

Dieser Mann hat im Jahr 351 Martin von Tours getauft. Für ihn ist er so eine Art Mentor gewesen: Hilarius von Poitiers. Er selbst, ein römischer Verwaltungsbeamter, ließ sich mit dreißig Jahren, 345, taufen. Dann folgte ein schneller „Aufstieg“: Priesterweihe und bereits 350 Wahl zum Bischof von Poitiers.

Das waren damals natürlich andere Dimensionen in einer noch mehrheitlich heidnischen Gesellschaft, vor allem im „wilden“ Gallien. Doch Hilarius war ein tüchtiger und überzeugender, aber auch gelehrter Mann. Durch ihn erhielt das provinzielle Poitiers bald überregionale Bedeutung. Und natürlich musste man in gewisser Weise auch „streitbar“ sein, standfest in heftigen Auseinandersetzungen mit heidnischen Gegnern oder welchen arianischen Glaubens, also Christen.

Arius, nach dem diese Glaubensrichtung benannt wurde, war ein strenger Monotheist. Es kann nur einen Gott geben. Der Sohn und der Heilige Geist können nicht gleichzeitig auch Gott sein, wie auf dem Konzil von Nicäa (325) unter dem Vorsitz von Kaiser Konstantin festgelegt wurde. Hilarius hingegen war ein überzeugter Trinitätstheologe. Wegen dieser Haltung wurde er von Kaiser Konstantius II. nach Kleinasien verbannt.

Dort vertiefte er seine Bildung und verfasste u.a. dicke Bände zur Verteidigung der Trinitätslehre, wie wir sie heute noch im Glaubensbekenntnis miteinander im Gottesdienst bekennen. Er lernte dort in der Kirche das Singen von Hymnen kennen. Eine Kunstform, die er sich aneignete und gekonnt zur Anwendung brachte. Er gilt heute als der erste Verfasser lateinischer Kirchenhymnen. Das Heiligenlexikon nennt ihn deswegen einen Pionier der christlichen Literatur.

Da Hilarius in der Verbannung auch keine Ruhe geben konnte, schickte ihn der Kaiser 360 wieder zurück nach Poitiers, wo er begeistert empfangen wurde. „Hilarius spielte eine wesentliche Rolle in der Vermittlung von östlicher Theologie in die lateinische Welt, und auch umgekehrt.“ (wikipedia)


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