Freitag, 21. Januar 2022
Von einem freundlichen Leser bin ich auf den heutigen Weltknuddeltag aufmerksam gemacht worden. Der ehemalige nationale Knuddeltag in den USA scheint sich zunehmender Beliebtheit zu erfreuen. Nur
mal so schnell zwischendurch: Heute „feiern“ wir u.a. auch den Internationalen Jogginghosentag! Diese interessanten, oft amüsanten, manchmal auch verwunderlichen Feiertage werden hier
vorgestellt: https://www.kuriose-feiertage.de/
Aber zurück zum Weltknuddeltag. Er wurde von Kevin Zaborney und Adam Olis (wer sind die beiden?) 1986 ins Leben gerufen. Ihre Motive schildert oben genannte Website wie folgt: „Ihre Begründung
für das gewählte Datum des Weltknuddeltags am 21. Januar: In vielen Familien würde auf Zuneigung kaum Wert gelegt und dementsprechend sei es an der Zeit gewesen, der Umarmung als Ausdruck
menschlicher Wärme und Zuneigung einen stärkeren öffentlichen Fokus einzuräumen. Hier mit Hinweis, dass die kalendarische Mitte zwischen Weihnachten und dem Valentinstag ein emotionaler
Tiefpunkt für die meisten Menschen darstelle und da ihrer Meinung nach die Amerikaner ein grundsätzliches Problem damit hätten, ihre Gefühle zu zeigen, soll dieser Tag der Umarmung dazu ein
Gegengewicht schaffen. Grund genug also für den National Hug Day oder National Hugging Day.“
Ob der 21.Januar genau den Höhepunkt des emotionalen Tiefpunkts darstellt, wage ich zu bezweifeln. Ob ein einzelner Tag ausreicht, um das Bedürfnis nach menschlicher Nähe zu stillen, ebenso.
Vielleicht sollte man konsequenterweise den gesamten Winter zur internationalen Knuddeljahreszeit umwidmen? Oder wenigstens alle grauen Tage? Aber das kann jede und jeder halten wie sie bzw. er
es mag.
Hinweisen möchte ich noch auf Matthias Claudius. Einst ein beliebter Dichter, heute beinahe vergessen, was ich sehr schade finde. Immerhin kennen viele Menschen den Text und die Melodie des
Liedes „Der Mond ist aufgegangen“. Leider gilt es vielen „nur“ als „Kinderlied“. Im Gottesdienst können wir es leider auch nicht allzu oft anstimmen, weil wir in der evangelischen Kirche selten
Abendgottesdienste feiern.
Samstag, 22. Januar 2022
Im Alter von 95 Jahren, so lese ich gerade auf der heutigen wikipedia-Seite, ist Thich Nhat Hanh verstorben. Alle, die sich im weitesten Sinne für Buddhismus oder Meditation interessieren oder
sich aktiv in Friedensinitiativen engagieren, werden zumindest seinen Namen kennen. Ich habe besonders gerne sein Büchlein über die Geh-Meditation gelesen und mich von ihm anregen lassen, mit
anderen „Füßen“ durch die Welt zu gehen. Nicht immer, aber immer öfter.
Thich Nhat Hanh wurde 1926 in Vietnam geboren, als es noch Französisch-Indochina genannt wurde. Der 2. Weltkrieg, der Indochinakrieg und zuletzt der Vietnamkrieg prägten Jahrzehnte seines Lebens.
Nicht nur durch sein pazifistisches Engagement im Vietnamkrieg gilt er als Vertreter eines sogenannten „engagierten Buddhismus.“
Thich Nhat Hanh gründete Organisationen, die Dörfern auf dem Land halfen, Schulen und Krankenhäuser zu unterhalten. Er setzte sich bei verschiedenen Gelegenheiten für Friedensverhandlungen ein,
intervenierte erfolgreich bei Papst Paul VI., traf Martin Luther King, der ihn unterstützte und sogar für den Friedensnobelpreis vorschlug. Doch in Südvietnam wurde er nicht geduldet. 2005 kehrte
Thich Nhat Hanh nach 39 Jahren Exil erstmals wieder in sein Heimatland zurück.
Thich Nhat Hanh hat für seine Achtsamkeitsübungen folgende Richtlinien verfasst.
- Achtung vor dem Leben, Gewaltfreiheit
- Großzügigkeit: Nicht-Stehlen, Genügsamkeit, Solidarität und Sozialbewusstsein
- Sexuelle Verantwortung: Respekt und Liebe, Schutz vor Missbrauch, Kultivieren von Verantwortungsgefühl zum Schutz der Integrität von Individuen, Paaren, Familien und Gesellschaft
- Aufmerksames Zuhören und mitfühlendes Sprechen: Empfohlen werden u. a. Marshall B. Rosenbergs Methoden der „gewaltfreien Kommunikation“
- Achtsamer Konsum: Achten auf geistige und körperliche Gesundheit, Meiden von „Giften“, Entschlossenheit zur „bewussten“ Lebensweise
Sonntag, 23. Januar 2022
Heute, am dritten Sonntag nach Epiphanias (= Dreikönigstag 6.Januar) befinden wir uns immer noch im sogenannten Weihnachtsfestkreis. Das Motiv des Lichts und der Geburt (Beginn eines neuen
Lebens) aus dem Prolog des Johannesevangeliums bestimmen die Kirchenjahreszeit. Die Gottesdienste orientieren sich vorwiegend an Stationen des Lebens Jesu. In Jesus erscheint (=Epiphanie) Gott
erkennbar in der Welt. Als Erscheinungsfest wird deswegen auch der 6.Januar bezeichnet. An diesem Tag feiern die orthodoxen Kirchen ihr „Weihnachtsfest“.
Russische Weihnachtsgeschichten legen ihren Akzent daher weniger auf die Geburtsgeschichte oder „die Krippe“. Sie kreisen eher um die Epiphanie Gottes unter den Menschen, ja im Menschen. Die
sogenannte Weltgerichtsrede aus dem Matthäusevangelium inspiriert in dieser Hinsicht sehr viele Erzählungen: „Was ihr den Geringsten meiner Brüder (und Schwestern) getan habt, das habt ihr mir
getan.“ Der Auferstandene begegnet uns in unserem Nächsten, bevorzugt in den Menschen, die von anderen übersehen werden, auf die allenfalls herabgesehen wird.
Eine bekannte Variante dieser Art Weihnachtsgeschichten erzählt Leo Tolstoi mit dem Titel: „Wo die Liebe wohnt, da ist Gott.“ Leider wird die Geschichte meist in einer mehr oder weniger
verstümmelten Form unter der Überschrift „Martin der Schuster“ dargeboten. Es fallen in der Regel die Bibelverse weg, deretwegen Leo Tolstoi die Geschichte geschrieben hat. Sozusagen als
literarische Predigt oder Auslegung dessen, was er als den Kern der biblischen Botschaft ansieht: Das Doppelgebot der Liebe, die Barmherzigkeit. Wer seinem Nächsten in diesem Sinne begegnet, dem
begegnet in diesem Menschen Gott.
Eine Geschichte, die auch eine Antwort auf die Frage vieler Menschen gibt, wo denn Gott zu finden sei. Leider eine unbequeme Antwort, bzw. Tatsache. Viele wünschen sich Gottes Erscheinen in der
Welt strahlender und machtvoller. Er soll endlich mal eingreifen, so wie der immer wieder erhoffte starke Mann. Die Botschaft Jesu bleibt jedoch eine Provokation: Liebe deinen Nächsten wie dich
selbst …!
Montag, 24. Januar 2022
Inzwischen weiß ich, dass das Don Bosco Wohnheim bei der katholischen Kirche Zu den Schutzengeln von Salesianern geleitet wird und wer Don Bosco gewesen ist. Als Jugendlicher war mir das Heim
bekannt, weil dazu der Bernhard-Saal gehörte, in dem die beliebteste (und berüchtigtste) Disco (so nannte man das früher) in unserem Stadtteil stattfand. Damals gab es nicht so viele
Angebote für Jugendliche, wo man sich treffen und Spaß haben konnte. Sehr „fromm“ ging es dort nicht zu!
Der Saal wurde inzwischen verkauft oder vermietet. Das Heim besteht noch, weiterhin betreut von Männern, die den „Salesianern Don Boscos“ angehören. Sie berufen sich auf Franz von Sales, der
durch seine Schrift „Abhandlung über die Gottesliebe“ (Philotheo) zu den bedeutendsten Mystikern des 17.Jahrhunderts gezählt wird.
„Franz von Sales (1567-1622) geriet als junger Erwachsener auf dem Hintergrund der calvinistischen Lehre von der Vorherbestimmung, dass also jeder Mensch für die ewige Seligkeit oder die
Verdamnis vorherbestimmt sei, in eine schwere Krise. Als er in tiefer Verzweiflung das Memoriae („Gedenke, gütigste Jungfrau“) betete, wurde ihm die Kraft zuteil, sich und sein Leben Gott
anzuvertrauen. Die daraus geschöpfte Freiheit bestimmt sein ganzes weiteres Leben und Lehren. Er wurde Priester im Chablais, dem calvinistischen Teil der Diözese Genf. Weil den Calvinisten
verboten war, seine Predigten zu hören, verkündete er seine frohe Botschaft mithilfe von Flugblättern und gewann fast die ganze Bevölkerung für den katholischen Glauben zurück. Mit Johanna
Franziska von Chantal gründete er den Orden der Salesianerinnen. Mehrere Orden tragen seinen Namen. 1877 zum Kirchenlehrer ernannt, ist er der Patron der Schriftsteller und der katholischen
Presse." (Aus Te Deum)
Wenig bekannt sind die wenigen Pfarrer, die im 3.Reich der nationalsozialistischen Ideologie offenen und öffentlichen Widerstand entgegensetzten. Erich Sack, dessen Name mir heute zum ersten Mal
begegnet, war einer von ihnen. Er starb am 24.Januar 1943 im KZ Dachau an Entkräftung durch die Zwangsarbeit.
Dienstag, 25. Januar 2022
Diese Familie dürfte wohl die höchste Anzahl an Heiligen aufweisen. Gregor von Nazianz selbst, seine Eltern und seine beiden Geschwister, alle wurden sie heiliggesprochen. Er ist einer der vier
großen Kirchenlehrer der griechischen Antike und einer der heiligen Hierarchen. Ein herausragender Mensch also. Bis heute kommt ihm in den orthodoxen Kirchen eine besondere Bedeutung, nicht nur
Verehrung, zu. Er muss ein faszinierender Redner gewesen sein, darüber hinaus auch ein angesehener Dichter. Er bewegte die Menschen in Konstantinopel, sich vom arianischen ab- und zum orthodoxen
Glauben zuzuwenden. Trotz seines großen Einflusses, auch auf das berühmte Konzil (381), das zu dieser Zeit stattfand, war er kein Kirchenpolitiker. Er war froh, sich in seinem letzten
Lebensjahrzehnt als Einsiedler zurückziehen zu können. Dort blieb er weiterhin schriftstellerisch aktiv.
Auch Heinrich Seuse hat sich schon im Alter von 13 Jahren aus „der Welt“ zurückgezogen. Er trat in den Orden der Dominikaner in Konstanz ein. Wegen seiner Begabung wurde er zum Studium Generale
seines Ordens nach Köln geschickt. Dort wurde er Schüler des berühmten Meister Eckhart, dem dann wenige Jahre später der Prozess wegen des Verdachts der Häresie gemacht wurde. Aber da war
Heinrich Seuse schon auf dem Weg zurück nach Konstanz. Allerdings hatte auch er mit Einschränkungen bei der „Berufsausübung“ zu kämpfen. Der beliebte Seelsorger wurde zwar schon zu Lebzeiten wie
ein Heiliger verehrt, aber nie heiliggesprochen. Er hat es „nur“ bis zum Seligen gebracht. Er starb am 25.Januar 1366 in Ulm.
Seine Schriften, die er gegen Lebensende selbst sorgfältig zusammenstellte, zeigen einen sprachbewussten Theologen, der die deutsche Sprache mit zahlreichen Wortneuschöpfungen bereicherte.
Bekannt ist vor allem seine Autobiographie, die Vita. Im ersten Buch schildert er den Irrweg einer exzessiven Askese, um dann im zweiten Teil zur „rechten Gelassenheit“ hinzuleiten. Zudem
verfasste er eine Art Leitfaden, dem Leidensweg Christi meditierend zu folgen. Vor allem diese beiden Schriften konnten eine langandauernde Wirkung entfalten. Heinrich Seuse zählt neben Meister
Eckhart und Johannes Tauler zu den drei großen deutschen Mystikern dieser Zeit.
Mittwoch, 26. Januar 2022
Das heutige Gedenken gilt den beiden Mitarbeitern des Apostels Paulus: Timotheus und Titus. Über beide finden sich zahlreiche Angaben und Bemerkungen in der Apostelgeschichte und den Briefen des
Paulus. Die zwei Briefe an Timotheus und einer an Titus sind allerdings in ihrer Echtheit umstritten. Die Mehrheit der neutestamentlichen Wissenschaftler halten sie für sogenannte
Pseudepigraphien, die nicht von Paulus selbst, sondern Jahre oder Jahrzehnte später von einem oder mehreren seiner Schüler verfasst wurden. Ob sie verwertbare Hinweise zum Leben der beiden
enthalten ist umstritten.
Wikipedia beschränkt sich auf diese Angaben: „Timotheus war Sohn eines Griechen (Apg 16,1 EU) und der zum christlichen Glauben gekommenen Jüdin Eunike (2 Tim 1,5 EU). Laut Berichten der
Apostelgeschichte und den Paulusbriefen begleitete er Paulus auf dessen Missionsreisen, nachdem dieser ihn in seiner Heimatstadt entdeckt und mitgenommen hatte. Die Apostelgeschichte berichtet
überdies, dass Paulus den Timotheus nach jüdischer Sitte rituell beschnitten hat (Apg 16,3 EU). Nach späterer Überlieferung wurde Timotheus erster Bischof von Ephesus[1] und fand dort den
Märtyrertod. Der Name bedeutet so viel wie „Fürchte Gott“, bzw. „Ehre Gott“ (griechisch).“
Und zu Titus: „Titus wird in den allgemein als echt anerkannten Paulusbriefen mehrmals erwähnt. Aus diesen Briefen geht hervor, dass er ein Heidenchrist war (Gal 2,3 EU), der Paulus insbesondere
bei heiklen Aufgaben erfolgreich unterstützte. So begleitete Titus den Paulus zum Apostelkonzil in Jerusalem (Gal 2,1–10 EU). Ferner war er wohl an der Entschärfung der Krise in Korinth
beteiligt, als es Auseinandersetzungen zwischen Paulus und einem Teil der korinthischen Gemeinde gab (2. Korinther 2,13 EU; 7,6 EU; 12,18 EU). Schließlich wurde Titus von Paulus beauftragt, die
Kollekte der Gemeinden einzusammeln (2. Korinther 8,6–23 EU). … Obwohl Titus von Paulus als zuverlässiger Mitarbeiter anerkannt wird, erwähnt ihn die Apostelgeschichte nicht.“
Donnerstag, 27. Januar 2022
Der 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus gesetzlich verankert. Seit 2006 wird an diesem Tag weltweit der Opfer des Holocaust gedacht.
Seit 2018 ist er auch in die Gottesdienstordnung der Evangelischen Kirche Deutschlands aufgenommen. Seitdem können oder sollten Gottesdienste an diesem Tag oder dem folgenden Sonntag dieses
Gedenken aufnehmen.
Im Perikopenbuch, d.h. das Buch, in dem die Texte für die Predigten des jeweiligen Sonntags vorgeschlagen werden, ist dazu folgendes zu lesen: „Zur Einführung des Gedenktages sagte der damalige
Bundespräsident Roman Herzog: >Die Erinnerung darf nicht enden, sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die
in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.<
An diesen Worten können sich auch die Feiern zum 27.1. orientieren. Darüber hinaus bitten sie stellvertretend für jene Christinnen und Christen um Vergebung, die im Dritten Reich das Unrecht vor
ihren Augen nicht verhindert oder sich gar aktiv daran beteiligt haben.
Beispielhafte Lebensbilder von Menschen, die unter der nationalsozialistischen Herrschaft verfolgt oder ermordet wurden, können den Opfern ein Gesicht verleihen, >Stolpersteine<, jüdische
Friedhöfe, Synagogen und andere lokale Gedenkorte verorten das damals Geschehene in der unmittelbaren Nachbarschaft. Die Verkündigung kann zudem aufzeigen, wie der christliche Glaube Kraft für
eine Haltung gibt, die sich der Verurteilung, Ausgrenzung, Verfolgung und Zerstörung von Menschen entgegenstellt.“
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