Freitag, 4. Februar 2022
Die Texte dieses und des nächsten Tages sind leider in den unergründlichen Tiefen meines Computers oder sonst irgendwo verloren gegangen. Ich bedauere dieses Missgeschick. Wer sich mit dieser
Auskunft nicht zufrieden gaben mag, der sehe auf den einschlägigen Seiten unter Hrabanus Maurus nach. Eine lohnenswerte Lektüre.
Samstag, 5. Februar 2022
Siehe den gestrigen Eintrag. Heute wäre Philipp Jakob
Spener „dran“ gewesen. Für ihn gilt desselbigengleichen wie für Hrabanus Maurus.
Sonntag, 6. Februar 2022
„Dieser Sonntag kommt nur in den Jahren vor, in denen Ostern am 14.4. (in Schaltjahren 13.4.) oder später liegt.“ So lautet der Hinweis im evangelischen Perikopenbuch. Das ist in diesem Jahr der
Fall. Die Auferstehung Jesu feiern wir heuer am 17.April. Im Vergleich zu den „phantasievollen“ Namen der umgebenden Sonntage, wie Epiphanias oder Septuagesimae (nächster Sonntag) klingt die
Bezeichnung „Vierter Sonntag vor der Passionszeit“ fast etwas lieblos. Der inhaltliche Schwerpunkt dagegen macht neugierig, mich jedenfalls: „Die Texte des Sonntags werden von der Hoffnung auf
Gottes Schöpfermacht bestimmt. In fast allen Texten und Liedern spielt zugleich die lebensbedrohliche Kraft des Wassers eine entscheidende Rolle. Es dient als Bild für die Todesmächte, aus denen
Gott diejenigen rettet, die an ihn glauben und ihn um Hilfe anrufen.“
Weiter unten gibt der Text des anonymen Autors zu denken: „Lange schien es, als könnten die Menschen dank des technischen Fortschritts die Chaosmächte der Natur bändigen oder sich zumindest
erfolgreich vor ihnen schützen. Die gegenwärtigen Umweltkatastrophen lassen uns jedoch auf neue Weise unsere Ohnmacht spüren. Dabei sind wir nicht nur wehrlose Opfer: Den Klimawandel haben die
Industrienationen mit ihrem ungehemmten Energieverbrauch und Schadstoffausstoß mit verursacht – und sie scheinen nicht gewillt zu sein, aus dieser Erkenntnis die notwendigen Konsequenzen zu
ziehen. Dies wird aller Voraussicht nach zu noch verheerenderen Niederschlägen und in Küstenregionen zu Überschwemmungen biblischen Ausmaßes führen. Das Vertrauen auf Gottes rettende
Schöpfermacht wird dadurch neu zu einem Thema des christlichen Glaubens: Wird Gott uns auch aus diesen existenzbedrohenden Katastrophen retten – auch wenn wir sie mitverschuldet haben?“
Photius I. ist nur im orthodoxen Heiligenkalender verzeichnet. Eine umstrittene Persönlichkeit. Siehe den ausführlichen Artikel bei wikipedia. Ein Gegner des Vorrangs des römischen Bischofs
(=Papst) und Kritiker des „filioque“, einer späteren Hinzufügung zum „großen“ (nizänisch-konstantinopolitanischen) Glaubensbekenntnis. Es findet sich im evangelischen Gesangbuch unter der Nummer
904 abgedruckt. Dort auch eine kleine Einführung. An der Stelle „… der aus dem Vater und dem Sohn* hervorgeht, …“ zeigt ein kleines Sternchen eine Anmerkung an: „* Die Worte >und dem Sohn<
können in ökumenischen Gottesdiensten entfallen“. Gemeint sind in diesem Fall Gottesdienste mit orthodoxer Beteiligung. Dann wird die ursprüngliche ökumenische Fassung des Konzils von Chalcedon
angestimmt. Näheres dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Filioque
Montag, 7. Februar 2022
Kann es das geben? Im evangelischen Namenkalender kein Eintrag! Ebenso wenig bei wikipedia. Bei Te Deum nur Richard von Wessex, den ich dann doch bei wikipedia entdecke, aber ohne bestimmtes
Datum. Im Heiligenlexikon finde ich ihn schließlich doch, aber unter dem Namen Richard von England! Beide Einträge wecken Zweifel an der Historizität seiner Person. Damit entstünde der
außergewöhnliche Fall, dass es für einen Tag des Jahres keine/n „echten“ Heilige/n geben würde.
Wäre da nicht dieser ominöse Richard. Der soll zumindest der Vater dreier heiliggesprochener Kinder gewesen sein: Wunibald, Willibald und Walburga. Ich gebe hier den Eintrag des Ökumenischen
Heiligenlexikons wieder. Wer mehr darüber wissen möchte, wie es vermutlich zu diesem Phantomheiligen gekommen ist, der lese bei wikipedia nach.
„Nach der erstmals 1155/56 geschriebenen Lebensgeschichte war Richard angelsächsischer König, Mann der Wunna und Vater von Walburga, Willibald und Wunibald. Er unternahm mit den Söhnen 720 eine
Wallfahrt zu den sieben Pilgerkirchen in Rom. Die Legende erzählt von der Begegnung mit einem kranken Mann, der von Richard geheilt wurde. Richard starb noch auf dem Hinweg in Lucca und wurde
dort in der Kirche San Frediano beigesetzt.
Als um 1154 eine Delegation aus der Diözese Eichstätt nach Lucca kam, fragte diese nach Reliquien von Richard; erst dadurch erkannten die Bürger von Lucca die Bedeutung des bis dahin eher wenig
beachteten Pilgers; mit päpstlicher Erlaubnis wurden die Gebeine erhoben und am 7. Februar in einem Altar beigesetzt, ein Teil davon wurde in die Walburgakirche nach Eichstätt gebracht. 1923
wurde das Grab in Lucca geöffnet, eine dabei entnommene Reliquie kam um 1990 in die Münsterkirche nach Neumarkt in der Oberpfalz.“
Dienstag, 8. Februar 2022
Der evangelische Namenkalender verzeichnet heute Georg Wagner (latinisiert: Carpentarius) aus Emmering westlich von München. Einer Gegend in der, laut Heiligenlexikon, sogar das Lesen der Bibel
unter Todesstrafe gestanden haben soll. Er starb am 8. Februar 1527, nachdem er bei schwerster Folter standhaft blieb.
Umstritten ist allerdings, ob die Glaubensrichtung, die er vertrat, eher der lutherischen oder der täuferischen Richtung nahestand. Die radikaleren Ansichten der Täuferbewegung wurde von „den“
Reformatoren Martin Luther, Huldrych Zwingli und anderen vehement abgelehnt. Sogar der eher vermittelnde Philipp Melanchthon hat sich in einem Gutachten für die Todesstrafe für aufrührerische
Täufer ausgesprochen. In protestantischen Landesteilen wurde aber wohl eher mit Ausweisung auf diese Glaubensgemeinschaft reagiert.
Georg Wagner wurde der evangelischen Predigt angeklagt. Laut wikipedia soll er zumindest stark von täuferischem Gedankengut beeinflusst gewesen sein. Die Wiedertaufe scheint er nicht öffentlich
propagiert zu haben. Während seiner Gefangenschaft im herzoglichen Gefängnis in München wurde zunächst versucht, ihn durch große Versprechungen zum „Abfall“ von seinen Ansichten zu bewegen.
Anscheinend versprach man sich davon einen hohen Propagandawert. Aber auch die Folter konnte Georg Wagner nicht von seinen Überzeugungen abbringen.
Leider bleibt jetzt nur noch wenig Raum für das berührende Schicksal der Josefina Bakhita (1869-1947) aus dem Sudan, die als Kind von Sklavenhändlern geraubt und fünfmal auf dem Sklavenmarkt
verkauft wurde. Der letzte Eigentümer brachte sie nach Italien, wo sie in einem Ordensinternat untergebracht wurde und sich taufen lassen konnte. Unter schwierigen Umständen erlangte sie ihre
Freilassung und die Aufnahme in den Orden der Canossianerinnen, wo sie über lange Jahrzehnte an der Klosterpforte ihren Dienst tat.
Ausführlich: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Josefina_Bakita.html
Mittwoch, 9. Februar 2022
Das ökumenische Heiligenlexikon fasst sich kurz: „Julian von Speyer (geboren in Speyer, gestorben um 1250 in Paris) studierte an der Universität in Paris und wurde dann Kapellmeister am Königshof
in Frankreich bei Philipp II. und Ludwig VIII. Um 1225 schloss er sich den Franziskaner-Minderbrüdern in Paris an, hier wirkte er als Chormeister. Schon vor 1235 verfasste er im Gefolge der
Franziskus-Biografie des Thomas von Celano die erste deutschsprachige Lebensgeschichte des Heiligen in Reimen, eine sehr nüchterne und doch lebendige Darstellung. Vor 1249 war er wohl auch der
Autor einer Biografie des Antonius von Padua. Er dichtete und vertonte außerdem je ein gereimtes Offizium zu Ehren von Franziskus und von Antonius für das Stundengebet.“
Über diesen Julian würde ich gerne mehr wissen. Als er in den Orden der Franziskaner eintrat, lebte der Heilige Franziskus noch. Hat er ihn persönlich kennengelernt? Leider lautet, wie so oft,
die lapidare Auskunft: „Über Julians Leben ist insgesamt wenig, über seine frühen Jahre außer seinem Geburtsort nichts bekannt.“ Über seine Kompositionen kann ich nichts Näheres herausfinden. Es
scheint keine CD-Aufnahmen zu geben, die im Handel erhältlich wären. Ebenso wenig finde ich seine Biographie des Franz von Assisi in den aktuellen Verzeichnissen des Buchhandels.
Julian starb offenbar eines natürlichen Todes. Aber in welchem Alter? Und warum wurde er heiliggesprochen? Als Biograph oder wegen seiner Musik? Das wäre doch mal etwas! Wie vielen Menschen hat
die Musik nicht Ruhe und Frieden, ja auch Heilung verschafft. Nicht nur die gottesdienstliche Musik.
Sollten nicht noch mehr Musiker*innen und Komponist*innen heiliggesprochen werden? Die ersten beiden Kandidaten wären wohl Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart! Da fällt mir ein,
dass Hildegard von Bingen ebenfalls eine wunderbare Komponistin gewesen ist. Sie wurde heiliggesprochen. Ob ihre Musik dabei eine Rolle gespielt hat?
Donnerstag, 10. Februar 2022
Im Lauf der Geschichte gingen viele Dokumente verloren. Man kann ja auch nicht alles aufheben. Woher sollte man wissen, was später einmal von Bedeutung sein wird. Dazu kamen Naturkatastrophen und
Kriege, die vieles unwiederbringlich zerstörten. So ist von manchen Heiligen kaum etwas überliefert. Forscher brauchen mitunter kriminalistisches Gespür, um etwas fassbares über ihr Leben
herauszufinden. Ich staune manchmal, was sich aus wenigen Daten herauslesen und so manches Leben wieder lebendig werden lässt.
Andererseits stolpere ich über Nachrichten von Heiligen, die es gar nicht gegeben haben sollte, der Lebenslauf schlichtweg von jemandem erfunden wurde. Oder was wahrscheinlich noch häufiger
vorgekommen ist, dass man zu einer lückenhaft überlieferten Biographie etwas „hinzugedichtet“ hat. Letzteres ist mir eher erklärlich. Weniger verstehe ich, wie es zu den „erfundenen Heiligen“
kommen konnte. Welches Bedürfnis steckt dahinter? Heute, im Zeitalter der Datenüberfülle, dürfte das wohl kaum mehr möglich sein. Oder doch?
In seiner „Biographie“ (= Das zweite Buch der Dialoge) des Heiligen Benedikt erwähnt der Heilige Gregor der Große gegen Ende auch dessen Schwester Scholastika. Später ebenfalls heiliggesprochen.
Sie trifft sich, laut Gregor, jährlich mit ihrem Bruder (manche vermuten in ihr die Zwillingsschwester) für einen Tag zum geistlichen Gespräch und zum Gebet. Bei der letzten Begegnung vor ihrem
Tod (von dem Benedikt nichts ahnt) bittet sie ihren Bruder, über Nacht zu bleiben, was er zunächst ablehnte. Durch ihr Gebet bewirkte Scholastika ein heftiges Gewitter, das Benedikt zum Bleiben
zwang. So konnten sie bis zum Morgen miteinander sprechen. Drei Tage später starb Scholastika. Benedikt ließ seine Schwester in dem für ihn vorgesehenen Grab bestatten. Ihre Reliquien befinden
sich heute unter dem Hauptalter der Basilika von Montecassino.
Da Scholastika nur in diesem Abschnitt der Biographie ihres Bruders erwähnt wird, bestehen Zweifel, ob sie nicht nur eine Erfindung Gregors gewesen sein könnte. Ein Zweifel, der auch gegenüber
Benedikts Leben geäußert wurde. Nix genaues weiß man nicht!
I.Wagner (Mittwoch, 16 Februar 2022 23:53)
Hochinteressante Lektüre. Als evangelische*r Christ*in hat man sich ganz selten an Heilige erinnert. Erst auf Italienreisen wurde ich neugierig, als wir in vielen Orten der Toskana die Hauptkirchen besuchten. Danke für die Anregung zum Nachforschen.